4.3 Kambodscha
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Roter Sand, Stelzenhäuser die teilweise bei Hochwasser umgesetzt werden und spielende Kinder in einem Ort vor dem" floating village"
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Sonnenuntergangsstimmung am Angkor Wat
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So stark ist Gerlinde - mit einer Hand hält sie den ganzen Baum
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Große Wäsche  - direkt vom Boot
das ganz normale Leben im "floating village" dem schwimmenden Dorf - alles spielt sich auf dem Wasser ab.
Auf in ein neues Land  - mal sehen was uns dort erwartet? Wir fahren mit einem Nobelbus bis zur kambodschanischen Grenze, passieren den thailändischen Zoll und kommen nach Kambodscha. Eine andere Welt erwartet uns. Menschen mit Handkarren, auf denen alles Mögliche transportiert wird, passieren die Grenze und nun sieht  alles anders aus. Tuk Tuk´s und Mopeds bestimmen das Strassenbild. Ebenso der Müll und Dreck - alles wird einfach auf die Straße geschmissen und nichts wird entfernt. So erleben wir ein ganz anderes Asien, wie wir es bisher kennengelernt haben. Für mich ist es ein wenig wie vor 24 Jahren in Thailand, dort sah es damals ähnlich aus. Dann wechseln wir noch Geld, weil der Busbegleiter uns es empfohlen hat. Es stellt sich jedoch später heraus, dass das ein großer Fehler war und wir einen der Anfängerfehler schlechthin begangen hatten. Nicht richtig erkundigt und sich dann auf irgendwelche Leute verlassen. Aber auch das passiert. Im nachhinein ist uns dieser Fehler teuer zu stehen bekommen.
Hinter der Grenze steigen  wir zunächst in einen Minibus, fahren 10 Minuten, um dann wieder in einen anderen Bus zu steigen. Wozu diese ganze Prozedur war,  wissen wir bis heute nicht. Dann geht es in einen Bus, der fast ohne Federung, ohne Aircondition und völlig überfüllt uns nach Siem Reap bringen soll. Was uns bevorsteht wissen wir zum Glück jetzt noch nicht. Doch diese Fahrt war dann eine der interessantesten aber auch anstrengendsten auf unserer Reise. Ca. 160 km auf einem Feldweg, alle schwitzen und bei jedem Schlagloch fliegen wir fast von unseren Sitzen. Bei fast jeder Kurve kippen einige Sitze zur Seite und  der Boden hat sich wegen des darunterliegenden Motors ziemlich schnell aufgeheizt und leider hat sich das  Bespritzen, Abkühlen des Motors während der Stopps auch nicht wirklich gelohnt. Die Leute die vorne saßen konnten ihre Füße nicht auf den Boden setzten weil die Flip Flops sonst weggeschmolzen wären. Seltsamerweise gab es 2 Guides und den Fahrer, was den Bus noch enger gemacht hat. Jedes Mal wenn ein Auto von vorne gekommen ist oder uns überholt hat, mussten wir husten, weil es so staubig war.Es gab auch kurze Brücken und jedes mal war es eine Erholung für uns darüber zu fahren, weil die Brücken mit Stahlplatten bedeckt waren und so hubbelte es für ein paar Sekunden nicht. Wir hatten jedoch alle Angst dass sie jeden Moment zusammenstürzen könnten.
Nach fünfstündiger Fahrt durch ein kriegsgebeuteltes Land erreichen wir Siem Reap und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Während wir auf der ganzen Fahrt am Straßenrand die ärmlichen Menschen und die Häuser oder  besser gesagt die sehr einfachen Hütten und den ganzen Müll am Straßenrand sahen, war  das Erste was wir in Siem Reap sahen, große im Kolonialstil erbaute Hotels. Eins schöner und größer als das andere. Kaum vorstellbar, wer die alle bewohnen sollte.
Den ersten Tag nutzen wir, die Stadt ein wenig zu erkunden - Old Market im Centrum gefällt uns besonders gut. Ein kleiner übersichtlicher Markt, auf dem es vom Fisch über Seide und Statuen alles zu kaufen gab. Man muß esd einfach gesehen haben - der Fisch neben der Seide , das Fleisch lag den ganzen Tag ohne Kühlung in der Hitze. Direkt nebenan ein kleines Viertel mit vielen unterschiedlichen Restaurants, schönen Läden und kleinen Galerien - richtig schnuckelig. Auch hier wieder zwei Welten direkt nebeneinander.
Wir buchen für die nächsten Tage einen Guide für Angkor Wat und treffen am Abend Moni und Robi, zwei Schweizer, die seit drei Jahren mit dem Fahrrad unterwegs sind und verbringen einen netten Abend. Manchmal gibt es Menschen, die einem auf Anhieb symphatisch sind und die Beiden gehören dazu. Wir haben  uns so viel zu erzählen, dass wir die ganze Nacht hätten klönen können, aber irgendwann muss man ja mal ins Bett.
Um 8.00 Uhr morgens starten wir mit unserem Guide, Sina und einem Tuk Tuk nach Angkor Wat. Beeindruckendes bietet sich unseren Blicken und Augen - große Tempelanlagen mit riesigen, eingecarvten Wandgemälden und Figuren verschiedenster Art. Buddhastatuen, Tänzerinnen (Apsaras), Wächter, Krieger, Schlangen und ganze Geschichten von Kriegen oder anderen wichtigen Ereignissen der damaligen Zeit wurden in Stein eingearbeitet und dargestellt. Vor jedem Eingang standen rechts die Dämonen und links die Wächter. Wie das Yin und Yang halten sich das Gute und Böse immer das Gleichgewicht. Als wir am Nachmittag den Haupttempel Ancor Wat zu sehen bekommen sind wir überwältigt. Die Größe und Schönheit der Anlage ist bezaubernd und einzigartig. Zuerst von dem großen Weg mit Blick auf den ganzen Tempel kommend, betreten wir dann das Innere und tauchen in das Gemäuer ein, sehen die inneren Räume, die Nonnen, die dort sitzen und einem Glücksbänder umbinden und mit Räucherstäbchen die Luft mit einem mystischen Duft verzaubern. Wir verbringen den Nachmittag in der Tempelanlage - durchwandern die Katakomben, erklimmen große steile Treppen, lauschen den Ausführungen unseres Guides und kommen aus dem Staunen einfach nicht heraus.
Um 5.00 Uhr morgens fahren wir am nächsten Tag mit unseren Elektrofahrrädern zum Sonnenaufgang nach Angkor Wat. Fast hätten wir es nicht geschafft, denn eine Batterie machte schlapp, so dass wir ein E- fahrrad im Fahren mit dem anderen schieben mussten, bevor wir die Batterie später wechseln konnten. Am Tempel herrschte dann  eine ganz besondere Atmosphäre.  Auf  dem  Weg zu   unserem Platz  konnten   wir  im   Dunkeln  die  "modernen Glühwürmchen" = Displays der Digitalkameras bewundern - neue Technik lässt grüßen. Es sind unheimlich viele Menschen dort,  es herrscht eine Stille, wie wir sie schon seit Tagen nicht mehr erlebt haben.Wir bestellen uns einen Kaffee und bekommen die Stühle gleich mitgeliefert, sehr bequem. Dann auf einmal werden die Menschen hinter uns umtriebig. Was ist los?. Die ersten Sonnenstrahlen  schimmern durch die Türme und die Kameras fangen an zu klicken - noch bleibt aber alles ruhig. Erst als die Sonne höher steigt und dieser besondere Moment vorüber ist, fangen auch die Menschen wieder an zu reden,  es wird lauter und lauter. Es ist wirklich ein besonderer Moment zu erleben, wie der Tag an so einem geschichtsträchtigem Ort beginnt. Nach dem Sonnenanaufgang machen wir uns mit unseren Rädern auf den Weg. In der Morgenstimmung genießen wir die Ruhe im Tempel des königlichen Schwertes - Prea Khan. Hier ist vieles noch im Urzustand. Mit Bäumen bewachsene Mauern, heruntergefallene Steine liegen überall herum - wir gehen auf Entdeckertour, lauschen der Natur  - Vögelgezwitscher und Zikadenzirpen - wir genießen einfach diese einmalige Stimmung.
Weiter geht es mit unseren E- Fahrrädern, die an jeder Tempelanlage mit neuen Batterien bestückt werden zum damaligen "Krankenhaus". Vier Kapellen - eine in jede Himmelsrichtung repräsentieren die vier Elemente Wasser (dargestellt durch den Elefanten) - Feuer (Löwe) - Luft (Pferd) und Erde (Mensch). Je nachdem welche Krankheit  vorlag und welches dieser Elemente dem Kranken helfen konnte, musste er sich in den entsprechenden Tempel begeben um dort behandelt zu werden.
Mittags erzählt uns unser Guide Sina, wie er als junger Mönchsschüler in der Kriegszeit Minen sammelte, die Zündanlagen ausbaute und dann versuchte diese mit einem Hammer zum Explodieren zu bringen, ohne die Gefahr richtig einschätzen zu können. Er hatte Glück, als eine  Zündung in einem Loch in einem Tisch explodierte, steckten Gott sei Dank nur Holzsplitter in seinem Pullover. Weiter nichts passiert. Die Geschichte erinnerte uns an die Erzählungen aus dem Krieg in Deutschland, wo die Kinder auch Granatsplitter gesammelt haben und stolz waren, wer die Besten hatte.
In der Abendstimmung können wir dann die Atmosphäre des bdeutenden Tha Phrom Tempels richtig genießen. Riesige Bäume winden sich um die Gemäuer oder wachsen auf den Mauern - halten diese teilweise zusammen oder werden diese in den folgenden Jahrzehnten zerstören. Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus und sind von dieser für uns unwirklichen Welt begeistert.
Am dritten Tag in Siem Reap schauen wir uns keine Tempel mehr an, sondern machen einen Ausflug zum Floating Village, einer Stadt ganz und gar auf dem Wasser gelegen. Wieder erleben wir eine ganz neue Welt. Ein Gewimmel von Booten tümmelt sich auf dem Fluss, wir steigen in ein Boot ganz für uns allein  und die Fahrt beginnt. Das Wasser ist eine einzige Kloake - brau-grau stinkend - aber Menschen leben hier, fischen die restlichen Fische aus dem Brackwasser und verzehren diese auch noch. Bei uns wäre das undenkbar. Ein Stück weiter, Richtung See passieren wir eine Polizeistation , eine Schule und eine Krankenstation, alles auf Booten auf dem Fluss. Wir erreichen den See und hier spielt sich das ganze Leben auf  Booten, die als Häuser oder Geschäfte dienen, ab.  Alles was man sich denken kann wird hier direkt auf dem Wasser erledigt, vom Mästen der Schweine, über schwimmende Gärten, bis hin zu einer katholischen Kirche - alles auf kleinen schwimmenden Booten. Man muss es einfach gesehen haben, um einen Eindruck von dieser außergewöhnlichen Lebensart zu bekommen. Auf dem Rückweg zu dem Bootsanleger erleben wir gerade Schulschluss. Alle Kinder fahren mit kleinen Booten von der Schule heim zu ihrem Zuhause auf dem Wasser.
Wieder angelegt, schlendern wir durch das direkt am Fluss gelegene Dorf, wenn man es denn so bezeichnen kann. Häuser, bestehend aus Bambus, meistens nur ein Raum ohne Bett, denn die Leute schlafen direkt auf dem Bambusfussboden, stehen rechts und links vom ausgetrockneten Fluss. Steigt der Wasserspiegel werden diese dann einfach weiter flussaufwärts getragen und dort wieder abgestellt. Ein unwirkliches Leben für unsere Verhältnisse. Dieses Dorf war das wohl Außergewöhnlichste , das wir auf unserer Reise zu sehen bekommen haben.
Zurück in der Stadt, gehen wir am Nachmittag in ein Hospital um Blut zu spenden. Ein Schweizer hat es aufgebaut- nur aus Spenden - und alle Kinder bis zum 15. Lebensjahr werden hier nach westlichem Standard umsonst behandelt. Eine tolle Sache, da hilft man gern. Gerlinde mit ihrer seltenen Blutgruppe kann aufgrund ihres niedrigen Bludrucks leider kein Blut lassen - schade.
Abends fahren wir dann  wieder in die Stadt zum Essen oder auf einen schönen Cappucino und lassen den erfüllten Tag ausklingen bevor wir dann voller Eindrücke müde ins Bett fallen.
Die Rückfahrt nach Bangkok ist ähnlich der Hinfahrt, aber wir waren ja nun schon vorbereitet, kleiner Bus über die Hubbelstraßen zur Grenze, Grenzübergang zu Fuß und mit dem anderen kleinen Bus und dann weiter mit dem Reisebus bis Bangkok. Dort haben wir dann noch ein paar Tage für unsere Erledigungen und für die Vorbereitung auf Hongkong und dann auf zum nächsten Kontinent - Afrika.