2.6 Alltaegliches
Exkurs über die Alltäglichkeiten der Reise in Südamerika
Wir beschreiben ja immer schön, was wir so gemacht haben, aber es interessiert vielleicht auch, wie sich das Alltagsleben so gestaltet. Vor der Reise war ja ein großes Thema, was nehmen wir mit, was braucht man so? Bis jetzt haben wir viele Dinge, wie gedacht auch gebraucht: Die Bücher waren ganz wichtig, da wir uns in der ersten Zeit viel Zeit genommen hatten, und es ein bisschen wie normale Ferien war, haben wir viel gelesen. Jetzt ist fast alles abgelesen und es ist im Moment unmöglich deutsche Bücher zu bekommen. In den Hostels gibt es zwar Bücherregale, aber meist sind dort nur komische deutsche Bücher zu finden. Im Götheinstitut haben wir dann geguckt, aber die kann man nur ausleihen, nicht kaufen. Im Moment steht uns Effi Briest zur Verfügung und Henry Miller und Henning Mancel, eben eine komische Mischung. Nachrichten können wir immer schön im Internet nachlesen und im ersten Hostel in Rio lief immer der Fernseher mit CNN, so dass wir die wichtigsten Dinge in Englisch verfolgen konnten, z.B. war der Krieg in Israel zu der Zeit noch ein großes Thema. Wir haben auch schon versucht Filme in englisch zu gucken, mit spanischen Untertiteln, aber das ist etwas schwierig, weil der Ton oft nicht so gut ist. Spanisch mit englischen Untertiteln wäre besser. Wir werden uns wohl demnächst mit englischen Büchern zufrieden geben müssen, haben es auch schon getan.
Wir sind sozusagen Mittelklassetouristen.  Vieles ist im Moment ja noch zeitlich vorgegeben, durch unsere Buchungen vom Inkatrail und Galapagos. Wir wohnen meist in Hostels für Backpacker. Hier sind immer junge Leute, meist gute Musik und abends oft Partystimmung. Für Maxi und Franzi ist das gut, weil sie nicht nur mit uns vorlieb nehmen müssen und für uns ist es gut, weil wir uns noch mal richtig jung fühlen können. Wir können viel mit Leuten reden und lernen Menschen aller Nationalitäten kennen, viele Amerikaner, Australier, aber auch viele Europäer. Die Verständigung in Englisch klappt gut, auch wenn es zuerst bei mir (Gerlinde) etwas sehr holperig ging. Am schlimmsten sind die Londoner zu verstehen. Die haben einen Akzent, nicht zum Aushalten. Man glaubt ja nicht wie viele Leute lange Reisen unternehmen. Wir kommen uns in der Beziehung gar nicht mehr so exotisch vor, wie noch zu Hause, obwohl wir auch hier mit Abstand die Traveler sind, die am meisten Zeit haben. Und einmal um die Welt reisen nur wenige. Manchmal sind wir auch schon mit einer Gruppe von Mitreisenden zum Essen gegangen, was dann ein bisschen wie zu Hause mit Freunden ist.
Manchmal nehmen wir auch ein Hotel mit zwei Doppelzimmern, während wir sonst überwiegend Vierbettzimmer haben. Daraus resultiert auch die Unordnung, die gelegentlich auf den Bildern zu sehen ist. Es gibt nämlich meist keine Schränke oder Regale geschweige denn Haken, wo man etwas aufhängen könnte. Jeder hat also seinen Haufen irgendwo im Zimmer und hält dort so seine eigene Ordnung.
Manchmal hatten wir schon ein eigenes Bad, aber meistens sind es Gemeinschaftsduschen, die allerdings überwiegend sehr gut funktionieren und auch oft neu und hübsch sind. Auch heißes Wasser ist die Regel. Das Problem mit den europäischen Toiletten, die wir in unseren früheren Reisen eher immer verstopft vorgefunden haben, ist hier sehr praktisch gelöst. Man muss das Toilettenpapier einfach in einen Eimer tun und nicht mit wegspülen, so ist immer alles in Ordnung. Wasser gibt es genug und es wird immer alles schön sauber gehalten - und es ist immer genug Papier da. Superwichtig!! Zuerst ist das zwar etwas komisch, aber man gewöhnt sich an diese Sitte.
Für die Unternehmungen gibt es in jeder Stadt Reisebüros, die einem alles organisieren, aber das nehmen wir nicht immer in Anspruch, nur für bestimmte Touren. Außerdem will man ja auch mal was allein machen und so ein bisschen Geld sparen.
Ihr denkt ja bestimmt, die haben ja immer Zeit ohne Ende, aber diese organisatorischen Dinge brauchen auch immer so ihre Zeit. Außerdem geht hier alles in doppelter Zeitlupe, besonders in Brasilien war das so.
Kerstin (meine Schwester) sagte vor der Reise, dann brauchst du ja ein Jahr nicht kochen. Das stimmt bis jetzt auch. Wir gehen immer essen. Aber da wir uns an den berühmtesten Turistenorten aufhalten ist es oft schwierig, etwas traditionelles zu bekommen und wenn wir dann mal solche Lokale finden, ist es eben ein Wagnis. Mal schmeckt es gut, mal eben auch nicht. In Brasilien gab es viele Kleinigkeiten an der Straße, die sehr lecker waren und auch Garküchen, wo man auf die "Pötte" zeigen konnte, was man gerne essen mochte. Außerdem gab es dort oft Buffetts, die pro Kilo abgerechnet wurden. Da konnte man sich gut aussuchen, was man mochte.
Jedes Touristenlokal wirbt mit ?? Na mit was wohl?? Pizza! Da wäre ich so auch nicht drauf gekommen. Pizza und Spagetti kann man hier überall essen. Und das nächste ist Chicken. Hähnchen und Hühnerfleisch ist immer im Angebot.
In Peru ist es sozusagen das Nationalgericht. Kein Tag an dem man nicht Hähnchen essen könnte. An der Küste gibt es riesige Hühnerzelte, wegen des großen Fischreichtums, der die Grundlage für Fischmehl ist und damit die Nahrung für die Hühner bietet und überall kann man dann Hähnchen essen. Außerdem gibt es hier in Peru Chifa, das ist chinesisches Essen, weil hier so viele Chinesen leben. Ein weiteres Nationalgericht ist Ceviche, roher Fisch eingelegt in Zwiebeln mit Limette und anderen speziellen Gewürzen.
Hier in Lima kann man auch gut Fisch essen, aber hier sind wir ja etwas lahm gelegt, wg. Hennings Knie.
Einmal haben wir selbst gekocht, was in vielen Hostels geht, da sie eine Gästeküche haben. Die Erdbeeren mussten wir z.B. mit kochendem Wasser überbrühen, damit die Keime absterben, ansonsten wird alles geschält oder eben gekocht.
Auf dem Inkatrail gab es auch gekochtes Wasser aus dem Fluss. Da gab es keine Probleme. Unser Entkeimungsmittel haben wir gar nicht gebraucht. Das Eis für Getränke, das wir zuerst immer noch verschmäht haben, wird wirklich konsequent aus Trinkwasser gemacht, sodass wir auch genussvoll Caipirinha trinken konnten. Nur wenn man mal sehr einfach, wie z.B. in Tabatinga an der Straße isst, muss man wohl weiterhin gut aufpassen.
In den Städten gibt es überall einen Hauptplatz, Plaza de Armas, der meistens schön gestaltet ist und an dem es schöne Cafés und Restaurants gibt. Besonders in Manaus hat uns das gefallen, da wir dort in der Nähe wohnten und die Stadt wohl sonst nicht so schön ist. Hier konnten wir auch oft die Schüler/innen beobachten, die mit ihren Schuluniformen, grau oder blau in den Straßen umherliefen. Da hätten Maxi und Franzi wohl Lust gehabt mit in die Schule zu gehen, aber da hat es sich nicht ergeben. Hier in Lima ist Surfen angesagt, keine Zeit für Schulbesuche.
Außerdem ist es hier schwierig, sich allein auf den Straßen zu bewegen. Überall wird man darauf aufmerksam gemacht, dass man sich nicht bestehlen lassen soll. So gehen wir nicht gern umher, wo wir uns nicht so auskennen, z.B. am Strand spazieren.
Alle Häuser sind abgeriegelt und in Rio hatte jedes Haus einen eigenen Portier zur Sicherheit.
In Rio ist uns aufgefallen, dass Plateausohlen groß in Mode waren. Ansonsten ist in den Städten alles sehr europäisch, bzw. amerikanisch. Überall gibt es Shoppingcenter mit internationalen Markenartikeln, die dann auch nicht billiger sind als in Europa. Und in den Randvierteln ist dann alles sehr südamerikanisch, oft sehr einfach oder auch ärmlich.
In Manaus waren z.B. die Kantsteine an den Straßen  so hoch, dass man echt aufpassen musste in den Straßen umherzugehen. Hier in Lima gibt es fast nur einstöckige Häuser, während in Rio nur Wolkenkratzer waren.
Wir brauchen also nicht oft kochen und das mit der Wäsche ist supertoll geregelt. In den Hostels gibt man bis mittags seinen Beutel mit schmutziger Wäsche ab und hat alles frisch gewaschen am Abend wieder zurück, für ca. 1.50 Euro pro Kilo. Manchmal riecht sie nicht so gut, aber in letzter Zeit war auch das perfekt. In Rio sind uns 4 Handtücher abhanden gekommen, aber nicht in der Wäscherei, sondern auf der Terrasse beim Trocknen. Na, da brauchte wohl jemand mal ein neues Handtuch, so ist das eben. Man lernt sowieso, sich nicht zu sehr aufzuregen, (obwohl mich das mit den Handtüchern sehr lange genervt hat) da man ja nie weiß, was so alles kommt, also nimmt man es dann auch wie es ist. Das Gefühl, nicht zu wissen, was als nächstes passiert, ist sehr ungewohnt, für mich, oder für Lehrer im Allgemeinen. Wir müssen doch sonst alles regeln und alles wissen. Statt dem normalen Alltagsgeschehen sind hier andere Dinge zu regeln. In neuen Orten muss man sich ja erst mal orientieren. Die Namen zu lernen und zu kapieren wo was ist und wie das heißt, ist manchmal schon eine Herausforderung. Außerdem sind Hennings und meine Spanischkenntnisse ja wirklich gleich null. Da kann Maxi uns echt gut helfen. Aber mit der Zeit und dem Wissen aus Franzis Spanischbuch, Lektion 1 und 2 und vor allem mit dem ständigen Sprechen, auch wenn man fast nichts kann, wird es immer besser und wir können uns schon ganz gut durchschlagen.
Fortbewegen tun wir uns hauptsächlich mit einem Taxi, da wir ja zu viert sind und es wirklich nicht teuer ist. In der Stadt von A nach B kostet oft nur einen oder zwei Dollar. Die Überlandbusse, die wir sonst immer nehmen, sind meist gut ausgestattet, aber nicht in Equador. Hier sind sie eher unbequem. Dafür leben wir hier oft in Hostels, wo alles sehr bequem ist. Das Telefonieren ist superbillig, während die Post hier zu unserem Schrecken sehr teuer ist. Wir haben so viel eingekauft, und nun sitzen wir mit dem Gepäck an und wenn das so weitergeht, brauchen wir bald zwei Taxen, um uns fortzubewegen.
Unsere Taschenlampen brauchten wir natürlich auf dem Inkatrail, in Morochos auf dem Lande und in den Tunneln in Equador, die zwar begehbar, aber nicht beleuchtet sind. Unsere Kleidung, die für die kalten Zeiten waren, brauchen wir nun bald nicht mehr, da in der Karibik warmes Wetter herrscht.
Dieser Kontinent Südamerika bietet so viele wunderbare, außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten und Reiseziele, dass wir wirklich nur einen kleinen Ausschnitt bereist haben, der uns aber einen sensationellen Eindruck von diesem Kontinent vermitteln konnte.