Exkurs über die Alltäglichkeiten der
Reise in Südamerika
Wir beschreiben ja immer schön, was wir so
gemacht haben, aber es interessiert vielleicht auch, wie sich das
Alltagsleben so gestaltet. Vor der Reise war ja ein großes
Thema, was nehmen wir mit, was braucht man so? Bis jetzt haben wir
viele Dinge, wie gedacht auch gebraucht: Die Bücher waren ganz
wichtig, da wir uns in der ersten Zeit viel Zeit genommen hatten,
und es ein bisschen wie normale Ferien war, haben wir viel gelesen.
Jetzt ist fast alles abgelesen und es ist im Moment unmöglich
deutsche Bücher zu bekommen. In den Hostels gibt es zwar
Bücherregale, aber meist sind dort nur komische deutsche
Bücher zu finden. Im Götheinstitut haben wir dann
geguckt, aber die kann man nur ausleihen, nicht kaufen. Im Moment
steht uns Effi Briest zur Verfügung und Henry Miller und
Henning Mancel, eben eine komische Mischung. Nachrichten
können wir immer schön im Internet nachlesen und im
ersten Hostel in Rio lief immer der Fernseher mit CNN, so dass wir
die wichtigsten Dinge in Englisch verfolgen konnten, z.B. war der
Krieg in Israel zu der Zeit noch ein großes Thema. Wir haben
auch schon versucht Filme in englisch zu gucken, mit spanischen
Untertiteln, aber das ist etwas schwierig, weil der Ton oft nicht
so gut ist. Spanisch mit englischen Untertiteln wäre besser.
Wir werden uns wohl demnächst mit englischen Büchern
zufrieden geben müssen, haben es auch schon
getan.
Wir sind sozusagen Mittelklassetouristen.
Vieles ist im Moment ja noch zeitlich vorgegeben, durch unsere
Buchungen vom Inkatrail und Galapagos. Wir wohnen meist in Hostels
für Backpacker. Hier sind immer junge Leute, meist gute Musik
und abends oft Partystimmung. Für Maxi und Franzi ist das gut,
weil sie nicht nur mit uns vorlieb nehmen müssen und für
uns ist es gut, weil wir uns noch mal richtig jung fühlen
können. Wir können viel mit Leuten reden und lernen
Menschen aller Nationalitäten kennen, viele Amerikaner,
Australier, aber auch viele Europäer. Die Verständigung
in Englisch klappt gut, auch wenn es zuerst bei mir (Gerlinde)
etwas sehr holperig ging. Am schlimmsten sind die Londoner zu
verstehen. Die haben einen Akzent, nicht zum Aushalten. Man glaubt
ja nicht wie viele Leute lange Reisen unternehmen. Wir kommen uns
in der Beziehung gar nicht mehr so exotisch vor, wie noch zu Hause,
obwohl wir auch hier mit Abstand die Traveler sind, die am meisten
Zeit haben. Und einmal um die Welt reisen nur wenige. Manchmal sind
wir auch schon mit einer Gruppe von Mitreisenden zum Essen
gegangen, was dann ein bisschen wie zu Hause mit Freunden
ist.
Manchmal nehmen wir auch ein Hotel mit zwei
Doppelzimmern, während wir sonst überwiegend
Vierbettzimmer haben. Daraus resultiert auch die Unordnung, die
gelegentlich auf den Bildern zu sehen ist. Es gibt nämlich
meist keine Schränke oder Regale geschweige denn Haken, wo man
etwas aufhängen könnte. Jeder hat also seinen Haufen
irgendwo im Zimmer und hält dort so seine eigene
Ordnung.
Manchmal hatten wir schon ein eigenes Bad, aber
meistens sind es Gemeinschaftsduschen, die allerdings
überwiegend sehr gut funktionieren und auch oft neu und
hübsch sind. Auch heißes Wasser ist die Regel. Das
Problem mit den europäischen Toiletten, die wir in unseren
früheren Reisen eher immer verstopft vorgefunden haben, ist
hier sehr praktisch gelöst. Man muss das Toilettenpapier
einfach in einen Eimer tun und nicht mit wegspülen, so ist
immer alles in Ordnung. Wasser gibt es genug und es wird immer
alles schön sauber gehalten - und es ist immer genug Papier
da. Superwichtig!! Zuerst ist das zwar etwas komisch, aber man
gewöhnt sich an diese Sitte.
Für die Unternehmungen gibt es in jeder Stadt
Reisebüros, die einem alles organisieren, aber das nehmen wir
nicht immer in Anspruch, nur für bestimmte Touren.
Außerdem will man ja auch mal was allein machen und so ein
bisschen Geld sparen.
Ihr denkt ja bestimmt, die haben ja immer Zeit
ohne Ende, aber diese organisatorischen Dinge brauchen auch immer
so ihre Zeit. Außerdem geht hier alles in doppelter Zeitlupe,
besonders in Brasilien war das so.
Kerstin (meine Schwester) sagte vor der Reise,
dann brauchst du ja ein Jahr nicht kochen. Das stimmt bis jetzt
auch. Wir gehen immer essen. Aber da wir uns an den
berühmtesten Turistenorten aufhalten ist es oft schwierig,
etwas traditionelles zu bekommen und wenn wir dann mal solche
Lokale finden, ist es eben ein Wagnis. Mal schmeckt es gut, mal
eben auch nicht. In Brasilien gab es viele Kleinigkeiten an der
Straße, die sehr lecker waren und auch Garküchen, wo man
auf die "Pötte" zeigen konnte, was man gerne essen mochte.
Außerdem gab es dort oft Buffetts, die pro Kilo abgerechnet
wurden. Da konnte man sich gut aussuchen, was man
mochte.
Jedes Touristenlokal wirbt mit ?? Na mit was
wohl?? Pizza! Da wäre ich so auch nicht drauf gekommen. Pizza
und Spagetti kann man hier überall essen. Und das nächste
ist Chicken. Hähnchen und Hühnerfleisch ist immer im
Angebot.
In Peru ist es sozusagen das Nationalgericht. Kein
Tag an dem man nicht Hähnchen essen könnte. An der
Küste gibt es riesige Hühnerzelte, wegen des großen
Fischreichtums, der die Grundlage für Fischmehl ist und damit
die Nahrung für die Hühner bietet und überall kann
man dann Hähnchen essen. Außerdem gibt es hier in Peru
Chifa, das ist chinesisches Essen, weil hier so viele Chinesen
leben. Ein weiteres Nationalgericht ist Ceviche, roher Fisch
eingelegt in Zwiebeln mit Limette und anderen speziellen
Gewürzen.
Hier in Lima kann man auch gut Fisch essen, aber
hier sind wir ja etwas lahm gelegt, wg. Hennings
Knie.
Einmal haben wir selbst gekocht, was in vielen
Hostels geht, da sie eine Gästeküche haben. Die Erdbeeren
mussten wir z.B. mit kochendem Wasser überbrühen, damit
die Keime absterben, ansonsten wird alles geschält oder eben
gekocht.
Auf dem Inkatrail gab es auch gekochtes Wasser aus
dem Fluss. Da gab es keine Probleme. Unser Entkeimungsmittel haben
wir gar nicht gebraucht. Das Eis für Getränke, das wir
zuerst immer noch verschmäht haben, wird wirklich konsequent
aus Trinkwasser gemacht, sodass wir auch genussvoll Caipirinha
trinken konnten. Nur wenn man mal sehr einfach, wie z.B. in
Tabatinga an der Straße isst, muss man wohl weiterhin gut
aufpassen.
In den Städten gibt es überall einen
Hauptplatz, Plaza de Armas, der meistens schön gestaltet ist
und an dem es schöne Cafés und Restaurants gibt.
Besonders in Manaus hat uns das gefallen, da wir dort in der
Nähe wohnten und die Stadt wohl sonst nicht so schön ist.
Hier konnten wir auch oft die Schüler/innen beobachten, die
mit ihren Schuluniformen, grau oder blau in den Straßen
umherliefen. Da hätten Maxi und Franzi wohl Lust gehabt mit in
die Schule zu gehen, aber da hat es sich nicht ergeben. Hier in
Lima ist Surfen angesagt, keine Zeit für
Schulbesuche.
Außerdem ist es hier schwierig, sich allein
auf den Straßen zu bewegen. Überall wird man darauf
aufmerksam gemacht, dass man sich nicht bestehlen lassen soll. So
gehen wir nicht gern umher, wo wir uns nicht so auskennen, z.B. am
Strand spazieren.
Alle Häuser sind abgeriegelt und in Rio hatte
jedes Haus einen eigenen Portier zur
Sicherheit.
In Rio ist uns aufgefallen, dass Plateausohlen
groß in Mode waren. Ansonsten ist in den Städten alles
sehr europäisch, bzw. amerikanisch. Überall gibt es
Shoppingcenter mit internationalen Markenartikeln, die dann auch
nicht billiger sind als in Europa. Und in den Randvierteln ist dann
alles sehr südamerikanisch, oft sehr einfach oder auch
ärmlich.
In Manaus waren z.B. die Kantsteine an den
Straßen so hoch, dass man echt aufpassen musste in den
Straßen umherzugehen. Hier in Lima gibt es fast nur
einstöckige Häuser, während in Rio nur Wolkenkratzer
waren.
Wir brauchen also nicht oft kochen und das mit der
Wäsche ist supertoll geregelt. In den Hostels gibt man bis
mittags seinen Beutel mit schmutziger Wäsche ab und hat alles
frisch gewaschen am Abend wieder zurück, für ca. 1.50
Euro pro Kilo. Manchmal riecht sie nicht so gut, aber in letzter
Zeit war auch das perfekt. In Rio sind uns 4 Handtücher
abhanden gekommen, aber nicht in der Wäscherei, sondern auf
der Terrasse beim Trocknen. Na, da brauchte wohl jemand mal ein
neues Handtuch, so ist das eben. Man lernt sowieso, sich nicht zu
sehr aufzuregen, (obwohl mich das mit den Handtüchern sehr
lange genervt hat) da man ja nie weiß, was so alles kommt,
also nimmt man es dann auch wie es ist. Das Gefühl, nicht zu
wissen, was als nächstes passiert, ist sehr ungewohnt,
für mich, oder für Lehrer im Allgemeinen. Wir müssen
doch sonst alles regeln und alles wissen. Statt dem normalen
Alltagsgeschehen sind hier andere Dinge zu regeln. In neuen Orten
muss man sich ja erst mal orientieren. Die Namen zu lernen und zu
kapieren wo was ist und wie das heißt, ist manchmal schon eine
Herausforderung. Außerdem sind Hennings und meine
Spanischkenntnisse ja wirklich gleich null. Da kann Maxi uns echt
gut helfen. Aber mit der Zeit und dem Wissen aus Franzis
Spanischbuch, Lektion 1 und 2 und vor allem mit dem ständigen
Sprechen, auch wenn man fast nichts kann, wird es immer besser und
wir können uns schon ganz gut
durchschlagen.
Fortbewegen tun wir uns hauptsächlich mit
einem Taxi, da wir ja zu viert sind und es wirklich nicht teuer
ist. In der Stadt von A nach B kostet oft nur einen oder zwei
Dollar. Die Überlandbusse, die wir sonst immer nehmen, sind
meist gut ausgestattet, aber nicht in Equador. Hier sind sie eher
unbequem. Dafür leben wir hier oft in Hostels, wo alles sehr
bequem ist. Das Telefonieren ist superbillig, während die Post
hier zu unserem Schrecken sehr teuer ist. Wir haben so viel
eingekauft, und nun sitzen wir mit dem Gepäck an und wenn das
so weitergeht, brauchen wir bald zwei Taxen, um uns
fortzubewegen.
Unsere Taschenlampen brauchten wir natürlich
auf dem Inkatrail, in Morochos auf dem Lande und in den Tunneln in
Equador, die zwar begehbar, aber nicht beleuchtet sind. Unsere
Kleidung, die für die kalten Zeiten waren, brauchen wir nun
bald nicht mehr, da in der Karibik warmes Wetter
herrscht.
Dieser Kontinent Südamerika bietet so viele
wunderbare, außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten und
Reiseziele, dass wir wirklich nur einen kleinen Ausschnitt bereist
haben, der uns aber einen sensationellen Eindruck von diesem
Kontinent vermitteln konnte.